Ein Garten im 2. Stockwerk
Wie bei einem Bungalow betritt man die Terrasse über große Schiebetüren und blickt auf den direkt hangaufwärts anschließenden Weinberg. Ein Garten in dieser Höhenlage widerspricht jeder Erwartung.
Für Architekten und Gartenplaner eine nahezu unlösbare Aufgabe: Ein Garten, knapp 7 m über dem Erdgeschoss. Ein Garten, der eben an das zweite Stockwerk anschließt und dennoch den Räumen im Erdgeschoss und im 1. Stock kaum Tageslicht raubt.
Aber auch der Vorgarten mit Zufahrt zu den überdachten Stellplätzen war gestalterisch herausfordernd. Um die Dominanz der Höhe des Gebäudes zu entschärfen, wurden fünf Säulen-Amberbäume (Liquidambar styraciflua "Slender Silhouette") gepflanzt. Sie dienen als Mittler zwischen Architektur und Natur. Das in großen zusammenhängenden Verbänden gepflanzte voluminöse Grün aus Kugelweide (Salix purpurea "Nana"), verschiedenen Gräsern und Lavendel entschärft den notwendigen Raum für Zufahrt, Hauseingang und Parken zu jeder Jahreszeit mit Leichtigkeit.
Erklimmt man das zweite Stockwerk, eröffnet sich dem Besucher ein Gartentraum. Der sachliche und formale Stil des Hauses wird bewusst in den großformatigen Platten der Sonnen-Terrasse fortgesetzt. Der aus einer umlaufenden Cortenstahl-Stufe gestaltete Absatz zum Rasen schützt den Wohnbereich vor großen Niederschlagsmengen. Ein wichtiges Thema im Hinblick auf die Zunahme von Starkregen-Ereignissen im Zuge des Klimawandels: Ein Garten sollte so geplant und gebaut werden, dass er das Niederschlagswasser aufnehmen kann.
Der schlanke Zuschnitt der Rasen- und Pflanzfläche und die erforderliche, den Hang stützende Mauer, schaffen klare Blickachsen nach links, zum riesigen Nussbaum, oder in die andere Richtung, zur romantischen Weinberghütte; eine Reminiszenz an vergangene Zeiten, die zu gelassener Atmosphäre beiträgt. Blickt man hier sitzend hangabwärts über die Dächer der Stadt, fühlt man sich wie auf einem Dachgarten.